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THG-Quote 2024: trübe Aussichten für E-Autos

Seit Anfang 2022 können Besitzer von E-Autos in Deutschland mit der THG-Quote jedes Jahr ein ordentliches Taschengeld einstreichen. 2024 dürfte es allerdings mager ausfallen.

Blaues E-Auto wird geladen

Die finanziellen Vorteile für E-Fahrer fallen zunehmend bescheidener aus. Foto: Kia

Ende 2023 hat die Bundesregierung die üppige staatliche Förderung für den E-Autokauf eingestellt. Andere finanzielle Vorteile bleiben E-Fahrenden hingegen erhalten. Dazu gehört neben der Befreiung von der Kfz-Steuer auch die THG-Prämie. Nutzende von E-Autos und anderen E-Fahrzeugen konnten dank dieser 2022 und 2023 stattliche Summen von 250 bis rund 400 Euro steuerfrei einstreichen. Für dieses Jahr deutet sich allerdings ein regelrechter Absturz auf eher zweistelliges Niveau an. Auch einige weitere Änderungen gibt es.

 

Auf Fristen achten
2023 wurde eine Fristverkürzung eingeführt. In diesem Jahr endet der Termin am 15. November 2024. Diese Frist gilt für den Eingang beim Umweltbundesamt. Beim Vermittler sollte man als E-Auto-Nutzer den Antrag hingegen bis Ende Oktober stellen. Wer mit dem Gedanken spielt, sein E-Auto bald zu verkaufen oder etwa das Ende eines Leasing-Vertrags bevorsteht, sollte zeitnah vor einem Halterwechsel einen Antrag stellen. In diesem Fall hat nämlich der erste Antragssteller den alleinigen Anspruch auf die THG-Quote für 2024. Ein neuer Halter darf anschließend keinen zweiten Antrag stellen und muss sich bis zum Folgejahr gedulden.

 

Zudem ist das Schlupfloch für elektrische Kleinkrafträder, die maximal 45 Stundenkilometer schnell fahren, gestopft. Diese Fahrzeuggattung ist für die Prämie ausgeschlossen. Lediglich für elektrische Motorräder und Roller mit mehr als 11 kW/15 PS Leistung bleibt diese Option hingegen weiter bestehen. Ebenfalls für den THG-Quotenhandel qualifiziert sind E-Busse und E-Nutzfahrzeuge der Klassen N2, N3, M3 und E-Flotten sowie im Laderegister gemeldete Ladesäulen.

 

Hintergrund THG-Quote
Die Treibhausgasminderungsquote – kurz THG-Quote – soll die CO2-Emissionen im Verkehrssektor verringern und so helfen, Klimaziele zu erreichen. Erfüllt werden müssen die Minderungsquoten von Mineralölkonzernen, die jedes Jahr neue Reduzierungsvorgaben erhalten. Für 2024 wird ein Minus von 9,25 Prozent gefordert. Werden die Zielvorgaben nicht erreicht, müssen für jede zu viel emittierte Tonne 600 Euro Strafe gezahlt werden. Anrechnen lassen sich seit 2022 der Kauf der Quoten von Elektroautos. E-Auto-Besitzer können sich seither die durch die Nutzung von emissionsfreien Fahrzeugen erreichten CO2-Einsparungen zertifizieren lassen und diese quotenpflichtigen Unternehmen zum Kauf anbieten. Die einzelnen E-Auto-Zertifikate werden dabei in größeren Mengen von Vermittlern aufgekauft, die diese dann über eine Börse an Mineralölfirmen weiterveräußern. Das damit eingenommene Geld wird schließlich abzüglich Provisionsbehalt an die einzelnen Auto-Besitzer ausgezahlt.

 

Verschmutzungsrechte
Auf diesen Markt und speziell auf die für E-Autos gezahlten Quoten nehmen mehrere Faktoren Einfluss. Entscheidend ist etwa, welche Verschmutzungsrechte eingeräumt werden und welcher Ausgleichshandel in welcher Höhe angerechnet wird. Speziell bei E-Autos hängt letzteres davon ab, wie sich unser Strommix zusammensetzt. Für die Berechnung der THG-Quote 2022 war der Strommix aus dem Jahr 2020 mit vergleichsweise viel klimafreundlichem Windstrom Berechnungsgrundlage, was wiederum für hohe THG-Quoten gesorgt hat. Zwischenzeitlich ist im deutschen Strommix der Anteil fossiler Energieträger gestiegen, weshalb E-Autos schmutziger als noch vor zwei Jahren eingestuft werden. Die deshalb bei Elektromobilen niedriger angerechneten CO2-Einsparungen sorgen wiederum für verringerte Prämiensummen.

 

Biokraftstoffe
Darüber hinaus hat es bei den zuvor erwähnten Biokraftstoffen eine besondere Entwicklung gegeben. Herkömmlicher Biosprit aus landwirtschaftlichem Anbau wurde vergangenes Jahr gedeckelt, sogenannte „Fortschrittliche Biokraftstoffe“ hingegen nicht. Mit letzteren sind Biokraftstoffe gemeint, die als Recycling-Produkt aus Abfällen gewonnen werden und damit nicht mehr in Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion stehen. Von diesen ist das Angebot 2023 ungewöhnlich stark gestiegen, was wiederum Mineralölkonzerne dazu bewogen hat, verstärkt in diesen Biosprit der zweiten Generation, statt in E-Auto-Zertifikate zu investieren. In einigen Medien wurde berichtet, dass der deutsche Markt 2023 mit Biosprit regelrecht geflutet wurde, während 2022 unter anderem aufgrund zwischenzeitlich niedriger Pegelstände in deutschen Flüssen davon deutlich weniger zur Verfügung stand. Angesichts der deutlich gestiegenen Mengen gibt es allerdings den Verdacht, dass es sich bei den vor allem aus China importierten Ökokraftstoffen zumindest teilweise um falsch deklarierten Biosprit handeln könnte.

 

Was auch immer an dem im Raum stehenden Etikettenschwindel dran ist: E-Auto-Fahrer gucken aktuell beim THG-Quotenhandel in die Röhre. Die Zahl der Vermittler ist wieder etwas überschaubarer geworden, denn einige von ihnen haben 2023 wohl aufgrund der volatilen Preise beim THG-Handel Insolvenz angemeldet. Etliche E-Fahrer mussten deshalb um ihre Quotenzahlung bangen. Die übrigen Vermittler stellen mittlerweile deutlich bescheidenere Summen als noch in den Vorjahren von oft nur noch 50 bis 100 Euro in Aussicht.